“Mütter, Kinder und Großeltern haben von dem Trauma erzählt, Tag für Tag unter unerbittlichem Beschuss und mit Todesangst zu leben”, berichtete Lubrani. Es habe im Stahlwerk kaum Wasser oder Nahrungsmittel und völlig unzureichende Sanitäranlagen gegeben. Die Menschen seien durch die Hölle gegangen. Das russische Militär bombardiert die ukrainische Hafenstadt Mariupol seit Wochen und hat sie weitgehend in Schutt und Asche gelegt.
“Eine riesige Erleichterung”
Einige der Ankommenden seien verletzt, berichtete das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), das den Konvoi mit Autos mit weißen Fahnen und rotem Kreuz darauf begleitet hatte. “Es ist eine riesige Erleichterung, dass einige Zivilisten, die wochenlang gelitten haben, nun draußen sind”, sagte IKRK-Präsident Peter Maurer.
Russland rechtfertigt Großangriff
► Russlands Rechtfertigung: Mit der Rettungsaktion am Dienstag rechtfertigt Russland wiederum seine Offensive. Das russische Verteidigungsministerium warf dem Asow-Regiment vor, die zur Evakuierung von Zivilisten ausgerufene Waffenruhe ausgenutzt zu haben, um neue Stellungen auf dem ausgedehnten Fabrikgelände zu beziehen. Diese würden jetzt angegriffen. Von einem Großangriff könne keine Rede sein, betonte Kremlsprecher Dmitri Peskow.Zudem hat das russische Militär Vorwürfe zurückgewiesen, Zivilisten die freie Ausreise auf ukrainisch kontrolliertes Gebiet zu verwehren. Seit dem 4. März öffneten die russischen Streitkräfte in Mariupol täglich “Fluchtkorridore ohne irgendwelche Einschränkungen für die Evakuierung von Zivilisten, in erster Linie Frauen, Kindern und älteren Menschen in jeder von ihnen gewählten Richtung”, erklärte Generaloberst Michail Misinzew vom russischen Verteidigungsministerium am Dienstag.Die russische Militärführung antwortete damit auf Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron, der zuvor in einem Telefonat mit Kremlchef Wladimir Putin gefordert hatte, den Evakuierten entsprechend internationalem Recht freie Wahl über ihren Zielort zu lassen. In der Vergangenheit hatte es mehrfach Berichte gegeben, dass Zivilisten aus der schwer zerstörten ukrainischen Hafenstadt gegen ihren Willen nach Russland oder in die russisch kontrollierten Gebiete des Donbass gebracht worden waren.